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THORSTEN MEIER - Berufsjäger
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Damara Dik Dik
Jagd als Begleitperson

Pirsch in Namibia
- ein afrikanisches Jagderlebnis auch für die Begleitperson

Ankunft auf einer Jagdfarm in Namibia, im Land der Kontraste. Die Waffen werden eingeschossen und mir wird ganz mulmig ums Herz. Werde ich bei der Jagd einer Antilope dabei sein, einem typisch namibischen Standwild?

Thorsten, unser Berufsjäger, beginnt die ersten Einzelheiten einer afrikanischen Jagd zu erklären: ‚Nur etwas’ größer sind die Tiere hier als vergleichsweise in Europa, manche etwas scheuer. Hundert Augen einer Herde bemerken exakter, wo sich etwas bewegt. Frei zum Abschuss gibt der Berufsjäger das angepirschte Tier, treffsicher muss der Trophäenjäger sein. Gleich heißt es Weidmannsheil: Landcruiser, Fährtenleser, Hunde, Torsten und auch Jean-Marc, der Trophäenjäger, sind bereit. Auf ‚Pad’ unter Namibias weitem Horizont weht uns Staub hinterher: Wir sind auf Jagd!

Die ersten Kudukühe errate ich hinter einem Busch. Perlhühner werden aufgescheucht durch unsere Gegenwart. Warzenschweine rennen alarmiert im Weg und sind schon wieder weg, verschwunden im dichten Gras der namibischen Savanne.

Ganz plötzlich blitzen Hörner einer kleinen Oryxherde auf - wie silberne Schwerter in der Sonne. Ihre wunderschön gezeichneten Gesichter leuchten uns entgegen. Thorsten stoppt. Wie angewurzelt stehe ich auf der Ladefläche. Langsam greife ich zum Fernglas, da ertönt bereits die Stimme des Berufsjägers: „…keine reife Trophäe, nur junge Kühe…“ - diese Pirsch ist beendet, bevor sie begann. Das kurze Nicken des Trophäenjägers akzeptiert, was angedeutet wurde. Die Herde bleibt ruhig zurück, ohne den Hauch einer Ahnung welcher Gefahr sie gerade entgangen ist.

Weiter geht es über Stock und Stein, entlang der Wege, in die Flächen der unendlichen Weiten Afrikas. Eine Springbockherde entdeckt uns und stürmt davon, dann steht wieder ein einsamer Oryxbulle im Feld.

Thorsten hat ihn bereits ausgemacht. „Schnell!“ flüstert er, „ Runter vom Auto und bleibt auf Grashöhe bis zum Busch dort vorne.“ In bereits geduckter Haltung will ich dem Jäger folgen. „Stopp!“, zischt Thorsten. Zur Salzsäule erstarrt bleibe ich stehen, nur meine Augen bewegen sich in die Richtung, in welcher ich den Oryx kurz zuvor noch sah.

Seine Augen sind auf mich gerichtet – direkt! Sie durchdringen jeden Grashalm, jeden Zweig zwischen uns. Erst als er nach geraumer Zeit wieder zu grasen beginnt, klettere ich hinunter und schleiche weg vom Auto. Mit der Waffe auf dem Rücken huschen die Jäger nun von Busch zu Busch. Ich mit der Kamera bewaffnet hinterher. Krampfhaft versuche ich im Gleichschritt mit den beiden Jägern zu bleiben. Doch ganz so einfach fällt es mir nicht. Ihre Schritte sind wesentlich größer als die meinen und meine Nervosität steigert sich ins Unermessliche. Hier knackt ein Ast zuviel und dort liegt ein Stein schon in Erwartung zum stolpern bereit. Auf meine Schritte konzentriert, getraue ich mich kaum aufzuschauen. Plötzlich geht alles ziemlich schnell. Thorsten beginnt ruheloser zu laufen, im Schnellschritt Jean Marc hinterher und auch ich versuche mitzuhalten. Ich keuche, mein Herz klopft so laut, dass ich sicher bin es meilenweit gegen den Wind noch hören zu können. Ich bin dankbar, für die kleine, kurze Pause, die wir plötzlich einlegen. Mein Atem geht schnell und dann blicke ich wieder in zwei dunkle Augen, die mich argwöhnisch betrachten. Keine 100 Meter entfernt, stehen zwei Oryx Antilopen, ihre Köpfe gewarnt erhoben. Ideal stehen die beiden Bullen, beides Trophäentiere richtigen Alters. Doch keiner von uns vermag sich zu rühren. Gut war die Pirsch. Doch wie sich nun herausstellt, sind wir zu nahe dran. Unbeweglich stehen wir nun hier. Wie lange werden wir das durchhalten oder wann werden sie weiterziehen? Schon nach kurzer Zeit bemerke ich, wie mein linker Fuß zu verkrampfen beginnt. Unglücklich stehe ich auf einem wackeligen Stein, zwischen einem Busch mit Dornen. Meine Beine sind bereits zerkratzt. Augenblicklich spüre ich einen Lufthauch im Nacken - der Wind hat gedreht! Und damit ist auch unsere Chance vorbei. Die beiden Oryx eilen aufgeregt davon.

Doch so auch Thorsten - den Spuren hinterher geht es weiter. Mir scheint es bald, als haben wir sie verloren. Vertrauensvoll folge ich dennoch unserem Berufsjäger. Mein Mund ist ausgetrocknet, die Sonne brennt schon seit Stunden. Meine Orientierung habe ich vor langer Zeit verloren. Und dann tut Thorsten etwas, worauf ich vermutlich erst spät gekommen wäre: er klettert auf einen der wenigen Bäume hier im Busch. Von dort oben findet er die beiden Tiere wieder.

Doch jetzt beginnt die Zeit gegen uns zu arbeiten. Tief steht die Sonne bereits rot-glühend am Horizont, Schakale rufen schon in der Dämmerung. Hinter dichtem Busch tut sich unerwartet eine weite Fläche vor uns auf und gibt nahezu höhnisch eine ganze Oryxherde Preis. Fast ist es dunkel. Unser Berufsjäger vermag die Tiere nun nicht mehr exakt anzusprechen und widerstrebend entschließen wir uns zur Rückkehr. Überwältigt begebe ich mich auf den Nachhauseweg, fasziniert von einer afrikanischen Pirsch, mitten durch den Busch Namibias und meiner ersten Jagd als Jagdbegleiterin. Heimgekommen sind wir am Ende dieses Tages zwar ohne Trophäe, jedoch nicht ohne ein unvergessliches Jagderlebnis – in einem noch ursprünglichen, afrikanischen Abenteuer.

Ulrike Anja Schweiger

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